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A
Almosen
Das ‚Almosen‘ ist eine Spende oder kleine Gabe, die man einem bedürftigen Menschen gibt. Die Art des Almosens hat sich je nach Zeit und Ort gewandelt, ebenso die Form der Verteilung. Almosen sind also eine indirekte Form der Armenfürsorge aus dem Mittelalter, bei der Geld und Sachspenden an Arme gegeben wurden, die wiederum im Zuge dessen für das Seelenheil des Gebers beteten.
Armen- und Bettelordnung
Armen- und Bettelordnungen wurden von Obrigkeiten seit dem späten Mittelalter zur Regelung der Versorgung ihrer armen Untertanen und zur allgemeinen Sicherung der Ordnung erlassen. Die Ordnungen erfassen dabei meist nicht nur die ansässigen, sondern auch die sogenannten ‚fremden Armen‘, die größtenteils von der Fürsorge ausgeschlossen wurden.
B
Bettelvogt
Bettelvögte waren Amtsträger, die für die Armenfürsorge in den Städten und Gemeinden verantwortlich waren. Ihre Rechte und Pflichten leiteten sich aus den obrigkeitlichen Ordnungen ab. Sie waren sowohl für die Vergabe von Unterstützungsleistungen für einheimische Arme als auch für die Ausweisung fremder Armer zuständig.
Branntweinpest
Die neu entdeckte Trinkbarkeit des Branntweins spielte auch in Deutschland eine große Rolle. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann der Branntwein als Rauschmittel in allen Gesellschaftsschichten an Beliebtheit. Es wurde vermehrt vom Missbrauch des Branntweins in Stadt und Land berichtet, der zu Armut und zur Schwächung der Gesundheit geführt hat. So hatte beispielsweise der Osnabrücker Justizrat Justus Möser 1780 gefordert, das Branntweintrinken zu verbieten, und dafür plädiert, das Getränk durch Kaffee und Gewürze zu ersetzen. Allerdings wurde der Branntwein erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts als ernstzunehmendes Problem angesehen, das zu beseitigen sei. Starke Worte fand der Arzt und Begründer der Makrobiotik Christoph Wilhelm Hufeland, als er in einem Artikel über die Gefahr des Branntweins schreibt:
„Es ist dringende Pflicht, auf eine Pest aufmerksam zu machen, die noch immer ungestört und mehrenteils unerkannt, die fürchterlichsten Verwüstungen unter uns anrichtet […] Die Branntweinseuche oder Branntweinsvergiftung ist die Pest, von der ich rede.“
D
Deutscher Bauernkrieg
Der sogenannte Bauernkrieg von 1524-1526 umfasste mehrere Auseinandersetzungen und Erhebungen bäuerlichen Widerstands gegen die feudal-staatliche Herrschaft. Die bäuerlichen Revolten zielten zum einen auf bessere Besitzrechte und geringere Abgaben und zum anderen auf die Stärkung individueller Handlungsspielräume durch die Einschränkung der Leibeigenschaft. Neben den hohen Abgaben, die an den Grundherren zu leisten waren, zählte auch die reformatorische Bewegung zu den Auslösern für die Widerstände der Bauern. Man verstand die Predigten Luthers als Verfassungstexte für eine soziale und politische Ordnung, die die starre Hierarchie der katholischen Kirche auflöste und sich für die einfachen Leute aussprach. Aus dieser Dynamik heraus erhoben sich Bauern in vielen Städten und versuchten, zunächst durch Beschwerdeschriften und Verhandlungen an ihr Ziel zu kommen. Dies scheiterte allerdings und hatte zur Folge, dass es in vielen Regionen im Alten Reich zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bauern und der Obrigkeit kam. Der Deutsche Bauernkrieg endete mit einer Niederlage der Bauern, die zahlreiche Opfer forderte.
Dreißigjähriger Krieg
Anders als der Name vermuten lässt, war der Dreißigjährige Krieg weder ein einzelner noch ein durchgängiger Krieg. Er bezeichnet eine Folge von Konflikten, die im Jahr 1618 mit Unruhen in Böhmen einsetzten und mit dem Westfälischen Frieden von 1648 beendet wurden. Entfacht wurde der Krieg durch gegensätzliche Herrschaftsinteressen in Europa, insbesondere durch den konfessionellen Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken, der sich seit der Reformation aufgestaut hatte.
Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges waren verheerend. Deutschland war durch die Kriegshandlungen weitestgehend verwüstet, verarmt und über ganze Landstriche entvölkert.
Vor dem Dreißigjährigen Krieg, um 1600, war die Bevölkerung Deutschlands auf schätzungsweise 15 bis 17 Millionen Menschen angewachsen. Das Bevölkerungswachstum kam durch den Krieg zum Erliegen. Die Zerstörungskraft des Krieges hinterließ regional unterschiedliche Spuren. Die Verluste in der Bevölkerung werden auf 20 bis 45 Prozent des Vorkriegsstandes geschätzt. In einigen Gebieten Südwestdeutschlands, die besonders stark unter den Kämpfen gelitten hatten, dezimierte sich die Bevölkerung um bis zu 70 Prozent. Um 1650 lebten demnach noch etwa 10 bis 13 Millionen Menschen im Alten Reich. Hunger, Seuchen und Epidemien plagten das Land. Zudem fehlte es an Arbeitskräften, um die vernachlässigte Landwirtschaft wieder beleben zu können.
H
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (HRRDN), auch „Altes Reich“ genannt, bezeichnet das zwischen 1495 und 1806 aus dem mittelalterlichen römisch-deutschen Kaisertum erwachsene frühneuzeitliche Reich in der Mitte Europas. Es umfasste die heutigen Staaten Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Belgien, die Schweiz, Österreich, Tschechien sowie Norditalien und Teile Ostfrankreichs. Das engere politische Geschehen konzentrierte sich auf die nordalpinen Gebiete, die sogenannte „deutsche Nation“, die hauptsächlich den deutschen Sprachraum beinhaltete.
Der Kaiser war das Oberhaupt des Alten Reiches, das aus zahlreichen Territorien zusammengesetzt war. An deren Spitze standen geistliche und weltliche Fürsten als Landesherren, die dort die Landesherrschaft ausübten, und als Reichsstände bezeichnet werden. Nur gemeinsam waren Kaiser und Reichsstände handlungsfähig und konnten die Politik im Alten Reich bestimmen. Der regelmäßig einberufene und ab 1663 permanent tagende Reichstag war das Forum für die Aushandlungen zwischen Kaiser und Reichsständen.
Gewählt wurde der Kaiser durch die Kurfürsten (geistlich: Mainz, Köln, Trier; weltlich: Böhmen, Pfalz, Sachsen, Brandenburg, ab 1623 Bayern, ab 1692 Braunschweig-Lüneburg), eine Gruppe besonders herausgehobener Reichsstände, deren Stellung und Wahlrecht mit der Goldenen Bulle von 1356 als Reichsgesetz festgeschrieben war.
Hugenottenkriege
Die Hugenottenkriege umfassen insgesamt acht Religionskriege in Frankreich zwischen 1562 und 1598. Auslöser der Kriege waren sowohl religiöse als auch machtpolitische Spannungen zwischen den protestantischen Hugenotten und den Katholiken. Ihren Anfang nahmen die Hugenottenkriege durch das an den Hugenotten verübte Blutbad von Vassy, welches 1562 die erste der acht Kriegshandlungen auslöste.
K
Kleine Eiszeit
Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts erlebte Europa eine Warmperiode. Die Temperaturen in dieser Zeit waren durchschnittlich zwei bis drei Grad höher als in der heutigen Zeit. Um 1400 veränderte sich das Klima langsam. Die Temperaturen sanken und die Warmperiode des Spätmittelalters wurde durch eine Kälteperiode abgelöst. Es wird vermutet, dass veränderte seismische Druckverhältnisse zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führten, die wiederum Staub in die Atmosphäre ausstießen und so die Sonneneinstrahlung beeinflussten. Einen Höhepunkt erreichte sie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Temperaturrückgang resultierte in der Abkühlung der Wassertemperatur. Dies hatte gleichzeitig auch Auswirkungen auf das Wetter an Land hatte.
Krankheiten in der Frühen Neuzeit
Die Pest:
Wer die Pest bekam, war in der Regel dem Tod geweiht. Allein in den Jahren von 1520 bis 1630, also innerhalb von 110 Jahren gab es 37 ausgesprochene Pestjahre in Europa. Den Erreger der Pest ‚Yersinia pestis‘ hat man erst 1894 entdeckt.
Die Pocken:
Neben der Pest plagten vor allem die Pocken die Menschen der Frühen Neuzeit. Die Pocken, eine Virusinfektion, schlugen überfallartig zu, vorwiegend im Winter. Ein Teil der Erkrankten starb, andere wurden mit riesigen Narben am ganzen Körper verstümmelt oder mit Blindheit geschlagen.
Die Ruhr:
Nach Pest und Pocken hat die Ruhr die meisten Opfer gekostet. Wegen ihres charakteristischen blutigen Stuhls wird sie auch ‚Blutgang‘ genannt. Durchfallerkrankungen bekam man durch mangelnde Hygiene, vor allem als man noch mit den Fingern aß.
Das Marschfieber:
Das Marschfieber/Wechselfieber, heute auch Malaria genannt, trat oft in den Wochen nach Überschwemmungen und Sturmfluten auf. Durch das Fieber starben oft mehr Menschen als durch die Fluten.
Die Syphilis:
Seit dem späten 15. Jahrhundert ging zwar die Lepra in Mitteleuropa zurück, dafür gelangte eine neue Krankheit nach Europa: die Syphilis, zunächst Franzosen-Krankheit genannt. Die Syphilis ist eine bakterielle Infektion, die vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Sie hatte schnell das Stigma des Sündhaften. Betroffene Männer und Frauen gerieten leicht in die Isolation, denn die Krankheit war vor allem im fortgeschrittenen Stadium durch schwarze Hautflecke für jedermann sichtbar.
Das Fleckfieber:
Fleckfieber wurde durch Rickettsien (Bakterien) übertragen, wobei Läuse, Zecken, Milben oder Flöhe als Überträger fungierten. Fehlende Hygiene sowie erzwungenes Zusammenleben größerer Menschenmengen auf kleinstem Raum sorgten für eine schnelle Verbreitung. Fleckfieber wurde schnell zu einem Stigma, da die Seuche eher in Armenvierteln ausbrach. Es entwickelte sich eine Abwehrhaltung bestimmten Personengruppen gegenüber: Fremden, Nichtsesshaften, Bettlern und Armen. Schon das Übernachten in unsauberen Gasthöfen, auf Strohsäcken voller Wanzen und Läuse, konnte leicht eine Fleckfieberinfektion zur Folge haben. Später nannte man das Fleckfieber nach der Zeit, in der es auftrat: Kriegs- und Hungertyphus, denn es trat gehäuft in Kriegszeiten, bei Soldaten und im Spätwinter auf, wenn die Nahrungsmittel zur Neige gingen.
Die Tollwut:
In der Frühen Neuzeit gab es immer wieder Tollwut-Epidemien. Nach dem Dreißigjährigen Krieg schrieb der Prälat eines Klosters: „Auf die Landsknechte, von denen wir jetzt erlöst sind, folgten wieder die Wölfe, die unseren Plagen kein Ende sein lassen.“ Die Wölfe zogen in Rudeln durch das Land, machten Wege unsicher, überfielen die Bauern auf dem Feld und ihr Vieh, bissen sich mit den Hunden, töteten und verletzten Jahr für Jahr Hunderte von Menschen und Haustieren und ließen fast immer die Tollwut zurück.
Die Grippe:
Die Seuche kam mit einer infizierten Mannschaft 1529 aus England nach Hamburg. Sie überzog Europa immer wieder in Schüben. Im 18. Jahrhundert gingen Influenzaepidemien um die ganze Welt.
Die Pellagra:
Auch durch einseitige Ernährung wurde man in der Frühen Neuzeit krank. Die Armen ernährten sich seit seiner Einführung zu Beginn des 18. Jahrhunderts oft ausschließlich von Mais. Getreide war häufig zu teuer. Dem Mais fehlte aber ein für den Organismus lebensnotwendiges Vitamin, das Niacin. Das führte zu Durchfall- und schlimmen Hauterkrankungen.
Die Gicht:
Gicht ist eine Stoffwechselstörung, die vor allem schmerzhafte Entzündungen in den Gelenken verursacht. Gicht sorgte nicht nur für Schmerzen, sondern auch für Arbeitsunfähigkeit.
Krüge
Als Krüge wurden Wirtshäuser oder auch Dorfschenken alternativ bezeichnet. Der sogenannte Krüger lässt sich hierbei mit dem Schankwirt gleichsetzen.
M
Marginalisierung
Marginalisierung bedeutet, dass etwas an den Rand oder in die Bedeutungslosigkeit gedrängt wird. In Bezug auf Personen beschreibt es einen Prozess, bei dem bestimmte Bevölkerungsgruppen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Diese werden dann als Randgruppen stigmatisiert.
O
Ordnung/ Die gute Ordnung
Die Obrigkeiten der Frühen Neuzeit erließen verschiedene Ordnungen in ihren Herrschaftsgebieten. Es gab lokale Ordnungen, Landesordnungen und auch reichsübergreifendende Ordnungen, die sogenannten ‚Reichspoliceyordnungen‘. Der regulierende Effekt dieser Ordnungen wurde von den Obrigkeiten auch oft als ‚gute Ordnung‘ bezeichnet. Dies beschreibt einen erstrebenswerten gesellschaftlichen Zustand, der das Gegenteil von Unordnung oder Chaos darstellen sollte.
S
Staupenschlag
Beim Staupenschlag handelt es sich um eine Strafe, bei der der Verbrecher vom Henker öffentlich ausgeführt und an zur Exekution dienlichen Säulen (sog. Staupsäulen) ausgepeitscht wurde. Diese Strafe ging mit der Landesverweisung einher.